| LOCARNO 2013 | 

Ehrenleopard für Werner Herzog beim Festival del film in Locarno

— von Marie Baumann © PuntoLatino —

Nachdem in den 65 Jahren zuvor kein einziger Film von Werner Herzog beim Festival del film in Locarno gezeigt worden war, erhielt der deutsche Regisseur diesen Sommer bei der 66. Ausgabe nun gleich den Ehrenleoparden für sein Lebenswerk. Ich möchte Euch zwei seiner Filme ans Herz legen, die beide in Peru gedreht wurden und im Rahmen der Retrospektive dieses Jahr in Locarno liefen. Und noch eines haben die Filme gemein: sie beide erzählen die Geschichte eines Wahnsinnigen, der auszieht, den Urwald zu bezwingen, beides mal gespielt von Klaus Kinski, der zusammen mit Werner Herzog eines der kongenialsten Paare der deutschen Filmgeschichte darstellt.

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Aguirre - der Zorn Gottes (1972)

"Aguirre - der Zorn Gottes" ist inzwischen gute 40 Jahre alt. Als einer der relativ frühen Filme Herzogs gilt er seit langem als bildgewaltiger Klassiker, und das zurecht. Das Drehbuch zu Aguirre beruht lose auf der Geschichte des spanischen Konquistadors Lope de Aguirre, der sich auf der Suche nach Eldorado vom spanischen Königreich lossagt und sich selbst mit den Worten "Ich bin der Zorn Gottes" zum Herrscher von Peru und Chile erklärt haben soll. Er erzählt die Reise eines Megalomanen, der auf der Suche nach Macht und Gold ohne Rücksicht auf Verluste immer tiefer in den Dschungel eindringt. Der Film nimmt den Zuschauer mit auf seiner langsamen Fahrt immer weiter den Amazonas hinab und immer tiefer hinein in den Strudel des Größenwahnsinns.


Werner Herzog erzählt diese Geschichte mit einem außerordentlichen Willen zur Authentizität. Der Film wurde vollständig ohne Effekte und Studioaufnahmen unter extremen Bedingungen im peruanischen Dschungel gedreht. Die epischen Landschaftsaufnahmen, denen der Film viel Raum einräumt, macht solche Tricks aber auch unnötig. Was die Schauspieler anbelangt, so lässt man Ureinwohner wohl am besten von Ureinwohnern spielen und einen Wahnsinnigen, nun, von einem Wahnsinnigen. Klaus Kinskis Tobsuchtsanfälle während der Dreharbeiten sind legendär und können vom gewillten Zuschauer eindrücklich in Herzogs Dokumentarfilm über den Schauspieler ("Mein liebster Feind") miterlebt werden. 

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Fitzcarraldo (1982)

Die Erstaufführung von Fitzcarraldo liegt dagegen "nur" etwa 30 Jahre zurück. Beim Filmfestival in Locarno wurde der Film in diesem Sommer im Rahmen der Verleihung des Ehrenleoparden an Werner Herzog noch einmal auf großer Leinwand auf der Piazza Grande am gezeigt. Wer ihn dort verpasst hat: trotzdem (noch einmal) anschauen!
"ICH WILL EINE OPER!" Aus dem unbändigen Wunsch heraus, in der Kautschukstadt Iquitos tief im peruanischen Dschungel eine Oper zu bauen, beschließt Brian Sweeney Fitzgerald, genannt Fitzcarraldo, dem Urwald selbst das dafür notwendige Vermögen abzutrotzen. Auch wenn die Kautschukbarone die besten Gebiete schon untereinander aufgeteilt haben - Fitzcarraldo wagt nach seinem katastrophalen Scheitern beim Bau einer Trans-Anden-Eisenbahn einen zweiten Anlauf und fasst den irrwitzigen Plan, ein angeblich unerschließbares Kautschukgebiet zu bewirtschaften, indem er ein Dampfschiff über einen Berg von einem Fluss zum anderen ziehen lässt.


Wieder spielt Klaus Kinski die Rolle des Wahnsinnigen und tatsächlich kann niemand Sätze wie "Ich bin in der Überzahl" überzeugender aussprechen, als er. Als Zuschauer darf man Herzog deswegen dankbar sein, dass er sich wiederum auf einen Dreh mit dem unverbesserlichen Choleriker eingelassen hat. Für die mitspielenden Indianer trifft das nicht ganz zu - am Ende der Dreharbeiten sollen sie Werner Herzog das Angebot gemacht haben, den Schauspieler umzubringen.

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